Warum eine neue Broschüre?
Seit sechs Jahren war ich nicht mehr in Kamerun; fluchtartig hatte ich am 13.02.2014 das Land verlassen. In einer schmerzhaften Rückschau habe ich analysiert, in welchen Situationen ich mich befunden habe:
- Ich reiste allein und
- ohne behördlichen deutschen Schutz.
- Ich hatte keine institutionelle Hilfestellung in Kamerun.
- Ich war von wenigen vermeintlichen Freunden in Kamerun umgeben.
- Ich hatte wohl mehr Mut im Gepäck als Kleider.
- Jedenfalls fehlte mir das Vertrauen in mir fremde Menschen nicht und
- ich hatte eine große Portion Glück auf meinen jeweiligen Wegen.
Klar war, dass eine Rückkehr nach Kamerun so schnell nicht mehr möglich sein würde. Ebola wurde von Boko Haram abgelöst, die Flüchtlingswelle überflutete Europa. Und nun auch noch Corona, ein Virus, das auch vor Kamerun nicht Halt macht. Die dadurch bedingten politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen brachten und bringen Veränderungen mit sich, die eine zuversichtliche Vorausschau und Vorausplanung verhindern.
Dennoch: die Aktivitäten für die laufenden drei Projekte sollten nicht stillstehen, sondern fortgesetzt werden. Zurückblickend stelle ich fest,
- dass das Kinderhaus in Rey Bouba zu einer Privatinstitution des dort herrschenden Lamido geworden ist, der seine politische Machtstellung in der Provinz Nord verknüpft hat mit der Politik des Landes, u.a. in seiner Funktion als stellvertretender Senatsvorsitzender, und
- dass das Gefängnisprojekt wegen fehlender Unabhängigkeit der uneigennützig tätigen Menschen eingeschlafen ist.
Aktiv ist weiterhin die Schulbegleitung von 35 Stipendiat*innen und die vielseitige Alphabetisierungsarbeit mit der großen Gruppe von Frauen von AFEMDI Maroua, vertreten durch die Projektpartnerin Madame Fadimatou Toukour, geblieben.
Neu hinzugekommen ist die Arbeit mit der christlichen Gruppe ASRB in Rey Bouba, die 18 minderjährige Kinder betreut.
Seit kurzem bahnt sich eine unterstützende Arbeit mit jungen Menschen an, die afemdi-projekte Deutschland e.V. in ihrer schulischen und beruflichen Laufbahn unterstützt hat, und die sich nun als Erwachsene in der durch das Virus Corona geschüttelten Zeit strukturieren und im Hohen Norden von Kamerun den Demokratisierungsgedanken umsetzen wollen.
Die entwicklungspolitische Arbeit hat sich somit seit April 2014 auf Rheinhessen, auf das Fundraising, auf die jährlichen Veranstaltungen des Vereins afemdi-projekte Deutschland e.V. verlagert.
Dies schlägt sich in der neuen Broschüre über unsere Stipendiat*innen nieder. Im Verlaufe der Jahre gab es wegen der komplizierten Kooperation über die Kontinente hinweg sog. Durchhänger, aber der rote Faden ging während der mehrjährigen Arbeit nicht verloren:
- Sie begann mit dem Sammeln der Lebensläufe.
- Die französischen Texte mußten korrigiert werden.
- Eine Übersetzung war für die deutschen Leser*innen nötig.
- Einige stereotypische Lebensläufe mußten sinnvoll gekürzt werden.
- Das Beschaffen druckfähiger Fotos aller Stipendiat*innen war nervenaufreibend.
- Freude hat der Mutmachbrief vom Praktikanten Hannes gemacht.
- Die Korrespondenz mit dem Partnerverein AFEMDI-Maroua war nicht immer kompatibel mit unseren Erwartungen.
- Das Grußwort der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und das Vorwort der kamerunischen Schriftstellerin Regine Psaila krönten die Broschüre,
- Fotos für die Broschüre aus tausenden von Bildern von 14 Jahren herauszusuchen, war ein mühseliges Unterfangen,
- Stillbeschäftigung und Fleißarbeit erforderte das mehrfache Korrekturlesen des Entwurfes,
- Und last not least, alles kostet Geld, so dass auch viel Arbeit und Phantasie zur Finanzierung der Broschüre einfloß.
Die Broschüre möge den Freunden und Gönnern von afemdi-projekte Deutschland e.V., den Interessierten, den Mitgliedern, den Paten und Patinnen zeigen, wie der rheinhessische Verein gemeinsam mit den beiden kamerunischen Partnervereinen arbeitet; sie soll Menschen Mut machen, weiterhin das Ziel „Eine Welt“ nicht aus den Augen zu verlieren und sich immer wieder der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele (SDG’s) der UN zu widmen. Sie soll Anregungen geben, Interesse wecken und Freude machen.
Elke Scheiner
Vorsitzende des Vereins afemdi-projekte Deutschland e.V.
Laden Sie sich hier unsere Broschüre herunter: