Die Zwangsverheiratung von jungen Mädchen ist im Norden Kameruns immer noch ein weitverbreitetes Problem. Auch Boné Germaine sollte gegen ihren Willen in eine Ehe gedrängt werden.
Einer der Hauptgründe für Früh-und Zwangsehen ist die Armut. Mädchen gelten als finanzielle Last, und viele Eltern wollen sie so schnell wie möglich verheiraten, damit sie ihnen nicht mehr auf der Tasche liegen. So sollte es auch Boné Germaine ergehen. Obwohl sie eine gute Schülerin ist, sollte sie mit Vollendung ihres 16. Lebensjahr verheiratet werden. Nach Meinung ihrer analphabetischen und kinderreichen Mutter ist dies ein Alter, in dem man eine Familie gründet. Ein Schulbesuch war aus Sicht der Mutter überflüssig. Als Alleinerziehende war ihre Tochter eine Kostgängerin zu viel. Die Mutter suchte einen Mann, der ihr die Last der Tochter gegen ein „Brautgeld“ abnehmen sollte.
Eine Tracht Prügel
Als der Präsident des Partnervereins ASRB (Aktion Solidarität Rey Bouba), unter deren Obhut Boné steht, davon erfuhr, zeigte er die Mutter und den Bräutigam unverzüglich bei der „brigade“ an. Der Kommandant handelte, setzte die beiden in Gewahrsam , erläuterte beiden – wohl auch unter Ausübung von Gewalt – das Thema „Vereinbarkeit von Tradition und Kinderrechten wie Schulbesuch und Ausbildung“ und brachte beide zur Besinnung. Boné kann seitdem ihre Schule problemlos fortsetzen.
Boné Germaine ist eine kluge, aufgeweckte junge Frau, die in ihrem Leben noch viel erreichen möchte. Ihre Schulleistungen sind so gut, dass sie im Dezember 2019 mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet wurde. Seit November 2020 besucht die 17jährige das Lycee Technique in Rey Bouba. Ihr Schulbesuch wird von afemdi finanziert und vor Ort wird sie neben 18 weiteren Kindern durch den Partnerverein ASRB (Aktion Solidariät Rey Bouba) betreut. Erst im Alter von neun Jahren hat Boné eine Geburtsurkunde erhalten. Dieser Identitätsnachweis ermöglicht ihr den Besuch einer weiterführenden Schule.
Anhaltende Kopfschmerzen
Vor kurzem haben der Schulleiter und andere Lehrer des Gymnasiums erkannt, daß Boné augenärztliche Hilfe braucht. Boné weinte beim Schreiben und Abschreiben von Texten in ihr Heft und klagte über Kopfschmerzen. Sie rieten der Partnerorganisation ASRB zu einer Klärung des Augenproblems in der Augenabteilung des nächst gelegenen Krankenhauses in Lagdo am Lagdo-Stausee, Provinz Nord/Kamerun. Allein kann Boné die Reise nach Lagdo nicht antreten und ihre analphabetische Mutter ist als Begleiterin ungeeignet.
Die Reise von 70 Kilometern ist anstrengend und unbequem, auf einem Mopedtaxi über die staubige Piste und mit langen Wartezeiten im Krankenhaus Lagdo. Da ihre analphabetische Mutter als Begleiterin nicht geeignet ist, wird Boné zusammen mit einem Mitglied des Partnervereins die Reise antreten. Ihre Gesundheit duldet keinen Aufschub und ihr Wohlergehen und die weitere schulische Entwicklung sind wichtig. Wir wünschen Boné, dass sie die anstrengende Fahrt gut und sicher hinter sich bringen wird und ihr im Krankenhaus schnell geholfen werden kann.
Nachtrag vom 17.01.2022
Mittlerweile konnte Boné in Begleitung von zwei Vorstandsmitgliedern des ASRB zweimal in das Krankenhaus von Lagdo fahren und hat nach einer gründlichen augenärztlichen Untersuchung eine Brille und Augentropfen verordnet bekommen. Die Fahrtkosten und die Untersuchungen kosteten umgerechnet 200 Euro, die von afemdi übernommen wurden.